Schleswig ist weit mehr als nur ein Punkt auf der Landkarte im nördlichsten Bundesland Deutschlands. Die Region Schleswig, oft auch als Schleswig-Holstein im weiteren Sinne verstanden, aber mit klarem Fokus auf den alten Herzogtumsteil rund um die Stadt Schleswig und die Schlei, hat eine der spannendsten Geschichten Europas zu bieten. Hier prallten über Jahrhunderte dänische und deutsche Kultur aufeinander, Wikinger hinterließen ihre Spuren, und noch heute spürt man diesen besonderen Grenzland-Vibe. Ob du nun die Wikingerstadt Schleswig mit Schloss Gottorf besuchst, über die Schleimünde radelst oder einfach nur am Strand der Schlei chillst – Schleswig packt dich. In diesem großen Guide tauchen wir tief ein in alles, was diese Region ausmacht: Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Natur, Küche und warum Schleswig immer eine Reise wert ist.
Die bewegte Geschichte von Schleswig – von den Wikingern bis heute
Die Geschichte von Schleswig beginnt schon lange vor unserer Zeitrechnung, aber richtig los geht die Show mit den Wikingern. Die Siedlung Haithabu direkt vor den Toren der heutigen Stadt Schleswig war im 8. bis 11. Jahrhundert einer der wichtigsten Handelsplätze Nordeuropas. Hier trafen sich Händler aus Skandinavien, dem Baltikum und sogar aus dem arabischen Raum – ja, richtig gelesen, es wurden arabische Silbermünzen gefunden. Haithabu, oft auch Hedeby genannt, war quasi das New York der Wikingerzeit.
Als die Wikingerzeit zu Ende ging, wurde Schleswig zum Zankapfel zwischen Dänen und Deutschen. Ab 1460 gehörte das Herzogtum Schleswig zusammen mit Holstein zum dänischen Gesamtstaat, blieb aber ein Lehen des Heiligen Römischen Reiches – ein Konstrukt, das über 400 Jahre für Streit sorgte. Der berühmte Spruch „Up ewig ungedeelt“ (auf ewig ungeteilt) sollte eigentlich Frieden schaffen, brachte aber letztlich zwei Kriege: 1864 verlor Dänemark Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich. Die Volksabstimmung 1920 teilte das Land dann endgültig: Nordschleswig wurde dänisch, Südschleswig (mit der Stadt Schleswig) blieb deutsch. Noch heute leben hier viele Menschen mit dänischer und friesischer Minderheit friedlich nebeneinander – ein echtes europäisches Erfolgsmodell.
Stadt Schleswig: Klein, aber oho – die ehemalige Hauptstadt des Landes
Die Stadt Schleswig selbst hat nur knapp 25.000 Einwohner, fühlt sich aber an wie eine kleine Metropole mit Geschichte. Mitten in der Stadt liegt der Holm, die alte Fischersiedlung mit bunten Häuschen direkt am Wasser der Schlei – ein Fotomotiv, das man sonst nur aus Skandinavien kennt. Und dann thront über allem Schloss Gottorf, das größte Schloss Schleswig-Holsteins und eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Norddeutschlands.
Wer durch Schleswig schlendert, merkt sofort: Hier ist alles ein bisschen entspannter als in Hamburg oder Kiel. Die Innenstadt ist fußgängerfreundlich, es gibt nette Cafés, kleine Läden und überall Wasser. Der St.-Petri-Dom aus dem 12. Jahrhundert mit dem berühmten Brüggemann-Altar (ein 15 Meter hohes Schnitzwerk) ist ein absolutes Muss. Und wenn du Glück hast, erwischst du den Dom zur blauen Stunde – dann spiegelt er sich wunderschön in der Schlei.
Schloss Gottorf – das kulturelle Herz von Schleswig
Schloss Gottorf ist nicht nur ein Schloss, es ist ein ganzes Museumscampus. Hier findest du das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte sowie das berühmte Archäologische Landesmuseum mit den originalen Funden aus Haithabu. Der Nydamboot zum Beispiel, ein 23 Meter langes Eichenschiff aus dem Jahr 310 n. Chr., ist eines der ältesten erhaltenen Schiffe Nordeuropas.
Besonders cool: Im Globushaus steht der Gottorfer Riesenglobus von 1664 – ein begehbarer Globus mit 3,1 Meter Durchmesser, auf dessen Innenseite einst die Sterne abgebildet waren. Leider wurde er im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber eine originalgetreue Nachbildung lässt dich heute wieder eintauchen in die Welt des 17. Jahrhunderts.
| Highlights Schloss Gottorf & Museen | Warum du das nicht verpassen solltest |
|---|---|
| Nydamboot | Ältestes erhaltenes Ruderboot Nordeuropas |
| Gottorfer Riesenglobus | Begehbarer Globus aus dem Barock |
| Haithabu-Ausstellung | Originalfunde der Wikinger-Metropole |
| Barockgarten | Einer der schönsten Norddeutschlands |
| Moderne Kunstsammlung | Von Nolde bis aktuelle Künstler |
„Schloss Gottorf ist nicht nur ein Gebäude, es ist ein Zeitportal. Hier versteht man plötzlich, warum Schleswig über Jahrhunderte so wichtig war.“ – Dr. Claus von Carnap-Bornheim, Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen
Haithabu und Dannewerk – das Wikinger-Erbe hautnah
Nur fünf Kilometer südlich der Stadt Schleswig liegt das UNESCO-Weltkulturerbe Haithabu und Dannewerk. Das rekonstruierte Wikingerdorf mit den Langhäusern aus Holz und Lehm lässt dich echt zurück in die Wikingerzeit reisen. Im Sommer laufen hier Leute in historischer Kleidung rum, weben, schmieden und backen Fladenbrot über offenem Feuer – und du darfst überall mitmachen.
Gleich gegenüber verläuft das Dannewerk, eine bis zu 30 Kilometer lange Wallanlage, die die Wikinger und später die Dänen als Grenzbefestigung nutzten. Teile davon sind heute noch bis zu sechs Meter hoch. Wenn du Glück hast und früh morgens kommst, hast du die Wiesen und Wälle fast für dich allein – Nebel, Schafe, absolute Ruhe.
Die Schlei – der schönste Fjord Deutschlands
Die Schlei ist kein Fjord im klassischen Sinne (kein Gletscher), aber sie fühlt sich verdammt danach an. 42 Kilometer lang schlängelt sich das brackige Gewässer von Schleswig bis zur Ostsee bei Schleswig-Maasholm. Segler, Kajakfahrer und Stand-Up-Paddler lieben die Schlei, weil sie windgeschützt und trotzdem offen genug ist.
Besonders schön: Die Strecke von Schleswig nach Kappeln. Entweder mit dem eigenen Boot, dem historischen Raddampfer „Schlei Princess“ oder einfach mit dem Fahrrad auf dem Schleiradweg. Unterwegs siehst du immer wieder kleine Dörfer wie Lindaunis mit der berühmten Klappbrücke oder Arnis, Deutschlands kleinste Stadt (ca. 300 Einwohner).
Natur pur: Landschaft und Strände rund um Schleswig
Wer denkt, Schleswig hat keine Strände, der irrt gewaltig. An der Ostsee gibt es feine Sandstrände wie in Weidefelder Strand oder bei Eckernförde (nur 30 Minuten entfernt). Aber auch direkt an der Schlei findest du Badestellen, zum Beispiel in Haddeby oder beim Strandbad Louisenlund.
Die Geltinger Birk im Norden der Region ist ein echtes Naturparadies: Wildpferde, Schottische Hochlandrinder und Zugvögel soweit das Auge reicht. Im Herbst und Frühjahr rasten hier Zehntausende Gänse und Kraniche – ein Naturschauspiel der Extraklasse.
Kulinarisches Schleswig – von Labskaus bis frischem Fisch
In Schleswig isst man gut und deftig. Klassiker sind natürlich Fischbrötchen (am besten mit frischem Ostseehering), Labskaus oder Rote Grütze mit Sahne. Viele Restaurants setzen inzwischen auf regionale Produkte: Schleiaale (geräuchert ein Traum), Angler Sattelschwein oder Kartoffeln aus dem Raum Schleswig.
Empfehlenswerte Adressen:
- Restaurant Felsenkeller direkt am Dom – gehobene Küche mit Schlei-Blick
- Olschewski’s Fischkate in Kappeln – Fisch wie bei Oma
- Brauerei Schleswig – eigenes Craftbeer und Burger
Veranstaltungen und Feste – wann du nach Schleswig kommen solltest
Das größte Event ist definitiv die Wikinger-Tage in Haithabu jedes Jahr im Juli/August. Zehntausende Besucher, riesiger Mittelaltermarkt, Schiffsschlachten auf der Noor – das ist Wikinger-Feeling pur.
Weitere Highlights:
- Globus-Festspiele auf Schloss Gottorf (Open-Air-Theater)
- Schleswiger Rampensau (Kabarett-Festival)
- Weihnachtsmarkt im Schloss (einer der schönsten Norddeutschlands)
Anreise und Übernachtung – so klappt’s am besten
Mit dem Auto bist du über die A7 schnell in Schleswig (Hamburg – Schleswig ca. 1,5 Stunden). Der Bahnhof liegt zentral, ICE und Regionalzüge halten hier. Wer mag, kann auch mit der Fähre von Dänemark anreisen und landet fast direkt vor der Tür.
Übernachten kannst du von Camping an der Schlei über gemütliche Ferienwohnungen im Holm bis hin zum Luxushotel „Wiking“ direkt am Wasser – für jeden Geldbeutel ist etwas dabei.
Fazit
Schleswig ist keine laute Destination, keine Partyhochburg und auch kein Instagram-Hotspot mit Millionen Check-ins. Und genau das macht den Charme aus. Hier kannst du Geschichte anfassen, Natur atmen und einfach mal runterkommen. Egal ob du ein Geschichtsfreak bist, mit Kindern unterwegs oder einfach nur einen Ort suchst, wo die Uhren langsamer ticken – Schleswig liefert. Komm einfach mal vorbei. Die Schlei wartet, Haithabu ruft, und die Leute sind so nett, wie man es sich im Norden eben wünscht.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Schleswig und Schleswig-Holstein?
Schleswig-Holstein ist das gesamte Bundesland. „Schleswig“ bezeichnet ursprünglich das historische Herzogtum und heute meist die Region und Stadt rund um die Schlei. Nordschleswig liegt heute in Dänemark (Sønderjylland), Südschleswig in Deutschland.
Wie lange braucht man für Haithabu und Schloss Gottorf?
Plane mindestens einen ganzen Tag ein. Besser sind zwei, wenn du alles in Ruhe sehen willst. Haithabu allein braucht mit rekonstruiertem Dorf und Museum locker 3–4 Stunden, Schloss Gottorf mit allen Ausstellungen nochmal so viel.
Kann man in der Schlei baden?
Ja! Es gibt viele offizielle Badestellen, das Wasser ist meist sehr sauber (brackig, nicht salzig). Beliebte Spots sind das Strandbad Haddeby, Winnemark oder die Badestelle in Lindaunis.
Gibt es in Schleswig einen Strand direkt an der Ostsee?
Die Stadt Schleswig selbst liegt an der Schlei (Binnenförde). Richtige Ostseestrände sind 25–40 Minuten entfernt (z. B. Weidefelder Strand, Schönhagen oder Eckernförde).
Wann ist die beste Reisezeit für Schleswig?
Mai bis September ist ideal – lange Tage, viel Grün, alle Museen und das Wikingerdorf haben geöffnet. Aber auch der Herbst mit klarem Licht und weniger Touristen ist wunderschön, und im Winter hat der Schloss-Weihnachtsmarkt seinen ganz eigenen Zauber.
Ist Schleswig kinderfreundlich?
Absolut! Wikingerdorf, Schlossgarten, Bootsfahrten, Badestellen – Kinder lieben Schleswig. Viele Museen haben spezielle Kinderführungen und Mitmach-Stationen.